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Carl-Juergen Schroth: Ich habe eine Art von Sendungsbewusstsein fuer meine Kunst entwickelt

Ausstellungsansicht "ENERGY", Zentrum für internationale Lichtkunst, Unna CDCE, Werke von: Bosse Sudenburg, Spencer Finch und Jan Van Munster

© Zentrum für Internationale Lichtkunst und Sammlung Schroth Foto: Leonard Lueg

Carl-Jürgen Schroth: "Ich habe eine Art von Sendungsbewusstsein für "meine" Kunst entwickelt."

Viele Unternehmer haben die Möglichkeit, eine große Kunstsammlung anzulegen. Als Mäzene sind sie ein wichtiger Teil der Kunstwelt, sonst könnten manche Künstler gar nicht arbeiten. Bedeutsam wird es, wenn sie ihre Sammlungen mit der Öffentlichkeit teilen oder sogar Museen eröffnen. So geschehen kürzlich mit der Sammlung Schroth. Im Rahmen der Doppelausstellung ENERGIE | ENERGIE werden Werke aus der Sammlung im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna und im Schroth-Saal des Wilhelm Morgner Museums in Soest präsentiert.


Der Wirtschaftsingenieur und Produktdesigner Carl-Jürgen Schroth ist der ehemalige Inhaber der Schroth Safety Products GmbH. Beide Eltern waren Unternehmer und gründeten in Arnsberg ein Traditionsunternehmen, das bis in die 1980er Jahre der weltweit größte Hersteller von Hosenträgergurten war. Im Jahr 1991 stieg das Unternehmen in den Luftfahrtmarkt ein und beliefert heute die Raumfahrtindustrie und sogar die NASA und SpaceX.


Bereits in den 1980er Jahren begann Carl-Jürgen Schroth mit dem Aufbau einer Kunstsammlung. Er konzentrierte sich auf Künstler, die auf den Prinzipien der konkreten Kunst aufbauen, mit naturwissenschaftlichen und mathematischen Analysen arbeiten oder sich mit Licht, Raum und Wahrnehmung auseinandersetzen. Um die Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde 2016 der Raum Schroth im Wilhelm Morgner Museum in Soest eröffnet. Die Sammlung umfasst mittlerweile rund 700 Werke der Konkreten und Postminimalistischen Kunst von über 100 internationalen Künstlern, darunter Yves Klein, Vera Molnar und Aurelie Nemours. Aus der deutschen Kunstszene sind unter anderem Imi Knoebel, Hartmut Böhm, Leo Erb, Ivo Ringe, Günter Umberg, Lore Bert und Ulrich Rückriem vertreten. Seine Sammlung wird in den Medien als eine der 256 führenden Privatsammlungen weltweit bezeichnet und ist im BMW Art Guide gelistet. Carl-Jürgen Schroth hat sich seinen Raum Schroth von der Stiftung für Konzeptkunst sichern lassen. Damit soll die Ausstellungstätigkeit langfristig gesichert werden, auch als Vermächtnis. Im Interview erfahren wir auch, warum Carl-Jürgen Schroth begann, Lichtkunst zu sammeln. Für ihn ist diese Kunstrichtung emotional und positiv, sie lässt keine düsteren Farben und deprimierenden Themen zu. Besonders wichtig ist es dem Sammler aber auch, dass die Kunstsammlungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

16. December 2023

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Interview Directory 

ART

Name: Carl-Jürgen Schroth

Beruf: Wirtschaftsingenieur, Produktdesigner, Unternehmer, Kunstsammler

"Dieser korrekten Erkenntnis folgend schließt sich auch der Aufbau meiner Sammlung aus dem Herzen heraus aus. "


Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Kunst?

Kunst ist ein Bestandteil unseres kulturellen Daseins und Lebens. Sie kann zum Nachdenken anregen, neue Betrachtungsweisen provozieren, insgesamt zu einer intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Gesehenen und darüber hinaus mit der persönlichen gesellschaftlichen Umwelt anregen. Die Anthropologen interpretieren die ca. 40.000 Jahre alten Höhlenmalereien in Südfrankreich als ältesten Nachweis von Kunst und somit auch vom Entstehen von Kultur. Ich gehe davon aus, dass Kunst und Kultur nicht voneinander getrennt werden können. Kunst zählt ja folgerichtig auch zum kulturellen Erbe. 


Haben Sie Ihre Kunstsammlung aus dem Herzen heraus aufgebaut oder haben Sie sich extern beraten lassen?


Prof. Thomas Deecke, Gründer des Sammlermuseums Weserburg, Bremen hat mir in einem Brief folgendes geschrieben: „Was ich an Ihnen schätze, ist, dass Sie Kunst nicht nach dem Hören, sondern nach dem Sehen kaufen.“


Dieser korrekten Erkenntnis folgend schließt sich auch der Aufbau meiner Sammlung aus dem Herzen heraus aus. Meine Sammlung habe ich mit einem sowohl kunsthistorischen als auch einem zielgerichteten Hintergrund aufgebaut. Kaufentscheidungen erfolgen oft unter dem Aspekt verschiedene Werkgruppen eines Künstlers präsent zu haben, als auch ergänzend zu bestehenden Sammlungsobjektenfür zukünftige Kunstvermittlung weitere Werke verfügbar zu haben. Meine Sammlertätigkeit erfolgt schon immer unabhängig von externen Beratern. Natürlich helfen, neben Messen, Kunstvereinen und anderen Ausstellungsorten, die für den Kunstmarkt unbedingt notwendigen Galerien beim Finden neuer Positionen, wofür ich ihnen dankbar bin.

Museum Wilhelm Morgner mit RAUM SCHROTH, Brainwave von Jan van Munster

© Sammlung Schroth, Foto: Carl-Jürgen Schroth

Annette Sauermann Grüner Lichtturm, CDNN, Beton, Acrylglas und Schwarzlicht

NNR x RD x RD cm, Sammlung Schroth, © Annette Sauermann, VG Bild-Kunst, Bonn CDCE

Foto: Galerie Linde Hollinger, Ladenburg

"Vom Ratenkauf bis zu Tränen in den Augen vor Rührung nach einem wohlüberlegten Erwerb."


Was fasziniert Sie an der Lichtkunst? 


Lichtkunst ist eine emotional positive Kunst. Sie erlaubt keine düsteren Farben, bedrückende Sujets. Gleichzeitig ist sie fast immer mit klarer Formensprache verbunden. Sie kann rein anmutend sein, aber auch zu Diskussionen anregende Aussagen treffen. Dieses wiederum erfolgt durch Licht, Farbe, durch grafische Darstellung, durch schriftliche Elemente, an und aus. Sie ist oft raumgreifend, sowohl in Museen als auch im öffentlichen Raum. Das muss faszinieren, begeistern.

Ihre Sammlung umfasst unter anderem Werke von Yves Klein, Vera Molnar,
 Imi Knoebel und Aurelie Nemours.


Einen Favoriten können Sie wahrscheinlich nicht nennen, aber welcher Kunstkauf oder welche Episode ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?


Besonders hervorzuheben ist der 1990 erfolgte erste Kauf einer minimalistischen, konstruktiven Arbeit, ein Stahlobjekt von Heiner Thiel aus seiner damaligen Werkgruppe. Mit dem auf der Art Frankfurt gewonnen Eindruck hat sich die Sammlungsleidenschaft hin zum konkreten, zum Minimalismus und zur konzeptuellen Kunst gewendet. Diese Arbeit gilt als Schlüsselobjekt für das Anlegen meiner Sammlung überhaupt, da ich in kurzer Zeit Arbeiten von Heiner Thiel erstmals über den rein dekorativen Aspekt hinaus gekauft habe. Die inzwischen fast 70 Arbeiten des Künstlers in meinem Besitz sind beredtes Zeugnis. Im Übrigen gibt es zu vielen Arbeiten in der SAMMLUNG SCHROTH Episoden zu erzählen: vom Ratenkauf bis zu Tränen in den Augen vor Rührung nach einem wohlüberlegten Erwerb. 


Ich habe gelesen, dass Sie auch Motorräder sammeln?


Ich hatte eine Phase während derer ich keines meiner Motorräder verkauft habe. Aber das ist schon lange her. Derzeit zählen „nur“ 3 Motorräder zu meinem Bestand wovon 1nes zum Verkauf ansteht. Ich konzentriere mich auf die Kunst, wenngleich ich, wenn immer möglich, meine Kunstreisen mit dem Motorrad unternehme.


Welche Botschaft möchten Sie mit Ihrem Raum Schroth hinterlassen? 


Neben der sich eröffneten Möglichkeit erworbene Kunst aus der Sammlung nach unterschiedlichen Aspekten im RAUM SCHROTH zu zeigen, zu sehen und zu genießen, habe ich durch die jahrelange Präsentationsarbeit eine Art von Sendungsbewusstsein für „meine“ Kunst entwickelt. Mit der Trägerschaft des RAUM SCHROTH durch die Stiftung Konzeptuelle Kunst soll die Ausstellungstätigkeit langfristig, später dann auch als Hinterlassenschaft, gesichert sein. Vielleicht aber animiert es auch andere, bisher im Stillen tätige Sammler, ihr Konvolut der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Begonnen habe ich mit Tagen der offenen Türe in meinem Zuhause und externen Ausstellungen an unterschiedlichen Orten. Daraus entwickelte sich der Wunsch nach einem permanenten Ausstellungsort. Ob mich der oder die Eine oder Andere nachahmt? Mich würd’s freuen. Glückauf!



Ausstellungsansicht "ENERGY", Zentrum für internationale Lichtkunst, Unna CDCE, Werk von: François Morellet © Zentrum für Internationale Lichtkunst und Sammlung Schroth, Foto: Leonard Lueg

Carl-Jürgen Schroth vor einem Kunstwerk von Daniel Buren ©Credit Sebastian Kempa

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